I. Therapeutische Kindergruppe für soziales Lernen und (Selbst-)Wahrnehmungstraining für aggressive und sozial unsichere Kinder
D. h. für Kinder mit „Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“. Dazu gehören der hyperkinetische Formenkreis, Störungen des Sozialverhaltens, emotionale Störungen, Störungen sozialer Funktionen, Ticstörungen und sonstige.
Unsere Kindergruppen für soziales Lernen und (Selbst-)Wahrnehmungstraining werden jeweils von einem Therapeuten und einem Co-Therapeuten geführt. Als eine anfängliche Zielsetzung sollte eine Therapiedauer von sechs Monaten nicht überschritten werden. Um dieses Ziel erreichen zu können, ist die Eltern- und Koordinationsarbeit ein sehr wichtiger Bestandteil unseres verhaltenstherapeutischen Konzeptes.
a) für Kinder im Alter von 7–12 Jahren
Kindergruppe mit maximal 4 Kindern geleitet von einem Therapeuten und einem Co-Therapeuten in der Besetzung weiblich/männlich und geführt als „stabile und geschlossene Gruppen“.
Nach Formulierung der therapeutischen Ziele (zumeist) im Anschluss an die entsprechende Diagnostik (s.u.).
(1) Eltern-Erst-Kontakt à 2h, wenn nicht bereits stattgefunden im Rahmen einer vorhergehenden diagnostischen Abklärung (s.u.).
(2) Therapie-Anbahnung (2–4 Termine à 1h) zur Vorbereitung auf die Gruppe; einzeln mit jedem Kind, das später in eine Gruppe kommen wird.
(3) Überprüfende Indikationsstellung im Rahmen eines weiteren zweistündigen strukturierten Gespräches mit den Eltern. Konkretisierung und vorläufige Festlegung therapeutischer Ziele und Überprüfung auf ihre Realisierbarkeit.
(4) Einzeltherapie (6–8 Termine à 1h)
(5) Gruppentherapie (14–17 Termine à 1 ½ h)
(6) Begleitende Beratungsgespräche (min. 4 Termine à 1–2 h)
(7) Effektkontrolle und Evaluation (1–2-stündiges Eltern- bzw. Familiengespräch ca. 8 Wochen nach Beendigung der Therapie)
In der Praxis bedarf das Bearbeiten oben angeführter Trainings- oder Beratungsinhalte – je nach Mitarbeit der Eltern und der Zusammensetzung, Dynamik und Fortkommen der Gruppe – mitunter mehrerer Sitzungen bzw. einzelner Wiederholungen oder Vertiefungen. Nicht zuletzt auch aufgrund dann doch auch unvermeidlicher Abwesenheiten einzelner Kinder.
Damit sind schließlich
- 6–12 Einzelstunden mit dem Kind (inkl. Erstkontakte),
- 18–25 Gruppeneinheiten mit dem Kind (inkl. Erstkontakte),
- 2–3 Gespräche mit Lehrern bzw. Kindergärtnerin
(wenn erforderlich bzw. sinnvoll)
sowie
- 4–7 Elternberatungen (inkl. Erstkontakt und Nachkontrolle)
für das Training zu veranschlagen.
b) für Kinder im Alter von 3 Jahren bis 6 Jahren
Kindergruppe mit maximal 6 Kindern geleitet von einem Therapeuten und einem Co-Therapeuten in der Besetzung weiblich/männlich und geführt als „stabile und geschlossene Gruppen“. Nach Formulierung der therapeutischen Ziele (zumeist) im Anschluss an die entsprechende Diagnostik im Rahmen der Befundbesprechung mit den Eltern (s.u.).
Im Wesentlichen deckt sich das Vorgehen der Kindergruppen für Kinder im Alter von 3–6 Jahren am Konzept der Kindergruppen für Kinder im Alter von 7–12 Jahren. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier von vornherein mehr Gewicht auf spielerische und sozial-emotionale Wahrnehmungsprozesse, auf das strukturierte Regel-, Bewegungs- und Gruppen-Spiel und die Elternberatung gelegt wird. Damit wird dem Bedarf der Kinder nach Entwicklung einer weniger selektiven Wahrnehmung und dem Bedürfnis der Kinder nach sehr spielerischer, aber strukturierter (verlässlicher, geborgenheitsvermittelnder) Zuwendung vermehrt Rechnung getragen. Im übrigen werden neben Rollenspielen je nach Gruppendynamik auch Interaktionsspiele für Kinder und Spiele zum Umgang mit Aggressionen angeboten.
Zum Einsatz kommen damit
(1) Entspannungssequenzen, Fantasiereisen, Entspannungsrätsel in kindgerechter Anlehnung an Techniken des autogenen Trainings
(2) Stundenübergreifende Ziele (vgl. oben) in enger Kooperation mit den Eltern
(3) Interaktionsspiele bzw. Rollenspiele mit Schwerpunkten:
Selbst- und Fremdwahrnehmung, Identität, Kontakt, Emotion, Kommunikation, Körper, Vertrauen, Kooperation u.a.
(4) Mototherapie bei Verhaltensstörungen
(5) Regelmäßige therapiebegleitende und familienorientierte Elternberatung im Abstand von 4–5 Wochen unter Einbindung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten ins therapeutische Geschehen
c) für Kinder im Alter von 1 Jahr bis 2 Jahren
Hier liegt der Schwerpunkt zumeist im Bereich der Elternarbeit, aber je nach Konstellation der Einflussfaktoren (erhoben durch den diagnostischen und gegebenenfalls therapeutischen Prozess) auch in Kombination mit einer verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Intervention (s.o.) und/oder einer wahrnehmungstherapeutischen Intervention (s.u.).
II. Neuropsychologische Behandlung (Wahrnehmungstherapie)
a) Einzeltherapie
Nach Erstellung eines Therapieplanes im Anschluss an eine umfassende Diagnostik (s.u.).
Zum Einsatz kommen je nach individuellen Bedürfnissen des Kindes und der Familie
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taktile und kinästhetische Stimulation, sensorische Integration
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Mototherapie nach Ernst J. Kiphard
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Psychomotorik nach Aucouturier
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neurofunktionelle Reorganisation nach Padovan
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Serialitätstraining nach Biebl/Sindelar ...
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visuelles und/oder auditives Wahrnehmungstraining nach Frostig, Sindelar, Biebl, Nikisch, Küspert & Schneider ...
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Lernprogramme von Muchitsch/Wessig/Egerer ...
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computergestütztes Wahrnehmungstraining (Audiolog, Buddenberg u.ä.)
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Führungstherapie nach Affolter
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die Involvierungstherapie nach Dr. Muchitsch (v.a. für Kinder mit frühkindl. Autismus)
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Entspannungsverfahren
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familienorientierte und therapiebegleitende Elternberatung
Je nach Bedarf und Möglichkeit werden einzelne Punkte für den häuslichen Bereich adaptiert und in die Eigenverantwortung der Familie (zurück)übertragen, um beispielsweise die Spielkultur oder/und die Lernkultur innerhalb der Familie zu optimieren.
b) Gruppentherapie
Nach Erstellung eines Therapieplanes im Anschluss an eine umfassende Diagnostik (s.u.).
Zum Einsatz kommen je nach individuellen Bedürfnissen des Kindes und der Familie
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taktile und kinästhetische Stimulation, sensorische Integration
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Mototherapie nach Ernst J. Kiphard
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Psychomotorik nach Aucouturier
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neurofunktionelle Reorganisation nach Padovan
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Serialitätstraining nach Biebl/Sindelar
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visuelles und/oder auditives Wahrnehmungstraining nach Frostig, Sindelar, Biebl, Nikisch
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Lernprogramme von Muchitsch/Wessig/Egerer
-
computergestütztes Wahrnehmungstraining (Audiolog, Budenberg u.ä.)
-
Führungstherapie nach Affolter
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Entspannungsverfahren
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familienorientierte und therapiebegleitende Elternberatung
Auch hier werden je nach Bedarf und Möglichkeit einzelne Punkte für den häuslichen Bereich adaptiert und in die Eigenverantwortung der Familie (zurück)übertragen, um beispielsweise die Spielkultur und/oder die Lernkultur innerhalb der Familie zu optimieren.
III. Traumatherapie
1. Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
EMDR ist ein von Dr. Francine Shapiro entwickeltes traumabearbeitendes und nachweislich eines der effektivsten Verfahren zur Behandlung seelisch traumatisierter PatientInnen (Francine Shapiro Library).
Die Methode basiert wissenschaftlich auf den Annahmen und Erkenntnissen des sogenannten „Modells der blockierten Informationsverarbeitung", dem AIP Modell.
Das „NICE" (National Institute for Health and Clinical Excellence) hat 2005 wichtige und beispielgebende Behandlungsempfehlungen zu bestimmten Krankheitsbildern ausgesprochen und EMDR in der „National Clinical practice Guideline No. 26 bestätigt (www.nice.org.uk). Wichtig war hier auch, dass neben dem Beweis der Wirksamkeit des Verfahrens die erhöhte Wirtschaftlichkeit von EMDR im Vergleich mit den ohnehin wenigen anderen wirksamen Verfahren betont wird.
Neben zahlreichen weiteren Anerkennungen (ISTSS, APA, wissenschaftlicher Beirat für Psychotherapie Deutschland...) wurde EMDR 2013 von der WHO empfohlen:
In den letzten Jahren werden zunehmend Behandlungsansätze mit EMDR auch über Traumafolgestörungen hinausgehend erforscht - z.B. bei Depressionen, Angststörungen, Zwängen...und anderen sogenannten „dysfunktional gespeicherten Erinnerungen".
Man geht auf der Basis des AIP Modells davon aus, dass jegliche nicht angemessen verarbeitete Belastung auf EMDR gut anspricht und für die Betroffenen Entlastung erreicht werden kann. In seriösen Ausbildungsinstituten werden diese und andere neuere Anwendungsbereiche systematisch vermittelt, sobald es genügend Forschung dazu gibt und die Anwendungen über den rein kasuistischen Bereich hinausgehen.
Im Folgenden bei der genauen Erklärung der Methode kann man anstatt „Trauma" „dysfunktional gespeicherte Erinnerung" einsetzen, um auch für diese Bereiche die Logik der Anwendung zu verstehen.
Einsetzbarkeit der Methode und Qualifikation der Anbieter
EMDR ist grundsätzlich sehr gut mit den Behandlungsplänen verschiedener Therapieformen vereinbar und soll und kann optimal integriert werden. Für einen bestmöglichen und für die PatientInnen sicheren Einsatz sind allerdings ein eigenes traumaspezifisches und psychotraumatologisch fundiertes Behandlungskonzept und einschlägige klinische Erfahrung unbedingt erforderlich.
EMDR ist ein Verfahren mit - bei richtiger Indikation und Durchführung - deutlicher und schneller Wirkung, das aber auch nicht frei von Kontraindikationen und Nebenwirkungen ist. Eine Behandlung mit EMDR sollte daher nur von entsprechend fortgebildeten Fachleuten (PsychotherapeutInnen, klinischen PsychologInnen und psychotherapeutisch ausgebildeten ÄrztInnen („Psy III") durchgeführt werden, die entsprechende seriöse, fundierte und qualifizierte Ausbildungen absolviert haben und von autorisierten Fachgesellschaften (in Österreich nur EMDR-Netzwerk www.emdr-netzwerk.at) zertifiziert sind.
2. Brainspotting (BSP)
BSP wurde zunächst als Weiterentwicklung von EMDR vorgestellt, heute führt diese Methode weit darüber hinaus in einen eigenständigen tiefenpsychologisch fundierten Ansatz, der die kreative Kompetenz des Gehirns zur Traumaverarbeitung nutzt. Das Vorgehen verbindet Erkenntnisse und Grundlagen von Somatic Experiencing und EMDR, um mit einer besonders behutsamen und punktgenauen Begleitung, eine tiefgehende Traumaverarbeitung zu erreichen. Neben dem Finden des sogenannten Brainspots ist in der Arbeit mit BSP das „Attunement“, die Einstimmung der Therapeutin auf den Klienten, besonders wichtig.
Brainspotting ist eine sehr zielgerichtete Behandlungsmethode, um die neurophysiologischen Ursachen von emotionalen oder körperlichen Schmerzen, von Traumata, Dissoziationen und einer Reihe anderer Symptome zu finden, zu verarbeiten und zu lösen.
Brainspotting ist ein neurobiologisches Instrument, das im Rahmen einer klinisch-therapeutischen Beziehung unterstützend eingesetzt werden kann. Bei der Behandlung von Traumata ist die therapeutische Beziehung von entscheidender Bedeutung. Mit Brainspotting existiert ein Mittel, innerhalb dieser therapeutischen Beziehung Erfahrungen und Symptome, die jenseits des bewussten sprachlichen Zugriffs liegen, zu lokalisieren, zu fokussieren, zu verarbeiten und damit aufzulösen.
Brainspotting wirkt auf die tieferen Hirnstrukturen durch seinen direkten Zugang zum autonomen und lymbischen Nervensystem. Brainspotting ermöglicht einen Zugang bis auf die Reflexebene und löst dort das Trauma als Symptom, die körperliche Belastung und die Verbindung zu dysfunktionalen Überzeugungen frei.
Was bewirkt Brainspotting
Brainspotting befähigt den Körper, praktisch sich selbst vom Trauma zu heilen. Hypothesen besagen, dass Brainspotting sich hier die Eigenschaft des Gehirns zur Selbstregulation zu Nutze macht, um maladaptive Zustände zu verarbeiten und in ein neues Gleichgewicht zu bringen.
Brainspotting kann nicht nur bei Belastungen, sondern auch besonders wirksam zum Aufbau und Stärkung von Ressourcen eingesetzt werden. Diese Ressourcen ermöglichen in der Therapie zwischen positiven Zuständen und der Aktivierung des Traumas zu pendeln, um eine sukzessive abgestufte Verarbeitung und Desensibilisierung zu erreichen.
Anwendungsgebiete von Brainspotting
Brainspotting bietet einen neurobiologischen Zugang zu verschiedenen somatischen oder emotionalen Problemen und Erkrankungen. Brainspotting ist ein therapeutisches Instrument, das alleine angewendet oder in eine Reihe von Behandlungsansätzen integriert werden kann. Es kann eingesetzt werden bei
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körperlicher, sexualisierter oder emotionaler Traumatisierung,
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Trauma infolge medizinischer Eingriffe,
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Stress und traumabezogenen somatischen Erkrankungen,
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Funktionsstörungen inklusive Sexualstörungen,
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chronischen Schmerzsyndromen,
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Substanzmissbrauch und -abhängigkeit,
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ADS und ADHS,
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Wahrnehmungseinschränkungen,
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Stottern
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Schlafstörungen
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Phobien
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Asthma
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Trauma nach Kriegsgeschehen und Naturkatastrophen
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Aggressionsproblematiken
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Ängstlichkeit und Panik und
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beim Umgang mit schweren Erkrankungen sowie
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zur Unterstützung der Rehabilitation nach Unfalltrauma
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zur Vorbereitung auf und Rehabilitation von Operationen
Quelle: https://www.traumatherapie.at/brainspotting
Weitere Information: https://www.brainspottingaustria.com
Behandlungsdauer
Die Dauer der Behandlung der Kinder bzw. der Familien soll grundsätzlich so kurz wie möglich gehalten werden. Dennoch wird darauf zu achten sein, ob die kindliche Psyche sowie die gesamte Familie des Kindes stabil genug ist, selbstständig Probleme und Aufgaben mit gestärkten Copingstrategien zu bewältigen.
Des Weiteren sind das Verhalten und die Leistungen des Kindes in Kindergarten oder Schule wichtige Anhaltspunkte, an denen in Rücksprache und Zusammenarbeit mit den Kindergärtnerinnen/Lehrkräften und den Eltern ermessen werden soll, ob eine weitere Betreuung (Therapie, Training) angebracht ist. Je nach Problematik des Kindes bzw. der Familie kann sich die Betreuung über einen Zeitraum von wenigen Monaten (z.B. Krisenmanagement) bis auf ein Jahr (z.B. Trennungs- und Scheidungskonflikte) erstrecken.
Im Allgemeinen hat es sich aber als zielführend erwiesen, den zeitlichen Rahmen der therapeutischen Begleitung auf ein halbes Jahr anzuberaumen.