Logo Kinder- u. Entwicklungspsychologische Praxis TAKTIK

Das Konzept der Kinder- und Entwicklungspsychologischen Praxis taktik in Innsbruck

Als Klinische- und GesundheitspsychologInnen mit Spezialisierung auf Kinder-Entwicklungs- und Neuropsychologie hatten wir im Laufe der Jahre an unseren Arbeitsplätzen (Reha-Stätten Dr. Bánffy, Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapeutische Ambulanz der Univ.-Kinderklinik, Verein Eule usw.) fortwährend die Erfahrung gemacht, dass vor allem im Bereich der Vorsorge, der Versorgung und Nachversorgung von Kindern mit (schwerwiegenden) Verhaltensstörungen ein beträchtlicher Bedarf an therapeutischer Betreuung besteht.

Im Besonderen besteht dabei seitens - auch oben genannter - psychosozialer Einrichtungen und zugehöriger Fachleute nach wie vor die übereinstimmende Forderung nach Therapieangeboten in der Gruppe, da diese Form der therapeutischen Behandlung speziell bei verhaltensauffälligen Kindern (auch wissenschaftlich belegt) als die wirkungsvollste gilt.

Die Problematik

Tatsächlich aber ist nach wie vor festzustellen, dass diese Kinder und deren Eltern zwar auf diversen Wartelisten stehen bzw. vertröstet oder gar abgewiesen werden müssen, da sie – als nicht ausreichend behindert klassifiziert – kaum eine Chance haben, jemals einen finanziell gestützten Therapieplatz zu bekommen. Es sei denn, sie bleiben so lange unbehandelt bzw. auf den Wartelisten „stehen“ bis entweder das Verhalten der Kinder so eskaliert, dass sie dann „endlich“ als behindert eingestuft werden. Oder es folgen sekundärsymptomatisch Entwicklungsstörungen (oder sogen. Wahrnehmungsstörungen), welche dann eine Behandlung „offiziell“ rechtfertigen.

Fehlende Kapazitäten und finanzielle Unterstützung

Gleichzeitig wissen wir, je früher eine Verhaltensstörung vorliegt und je länger eine Verhaltensstörung aufrecht bleibt, desto schwieriger und langwieriger ist eine erfolgreiche Behandlung! So bestätigen wissenschaftliche Studien, dass Verhaltensstörungen im (frühen) Kindesalter ein nahezu verlässlicher Prädiktor für spätere psychische oder psychiatrische Erkrankungen, Alkohol- und Drogenprobleme sowie Kriminalität u.ä. darstellen. Dem gegenüber scheint bedauerlicherweise eine gesellschaftliche Tendenz zu bestehen, den Stellenwert einer diesbezüglichen bewussten Steuerung bzw. den Stellenwert der Arbeit mit diesen Kindern zu unterschätzen. Entsprechend stehen betroffenen Familien weder ausreichend qualitative Kapazitäten noch finanzielle Unterstützung zur Verfügung ...

Dennoch oder gerade deswegen sehen wir nach wie vor aufgrund unserer Ausbildung und langjährigen therapeutischen Erfahrung mit "schwierigen" Kindern den erfolgreichsten Ansatz darin, mit den betreffenden Kindern – gruppentherapeutisch – zu arbeiten.

Nutzen vorhandener Ressourcen

Parallel dazu ist es naturgemäß zwingend notwendig, einen Schwerpunkt auf die kontinuierliche Arbeit mit den Eltern (Erziehungsberechtigten) bzw. das unmittelbare psychosoziale Umfeld zu legen, um im Sinne eines systemisch-verhaltenstherapeutischen Ansatzes den Bedürfnissen von Kind und Familie gerecht werden zu können.

Der konventionell-klassische Forschungs- und Betreuungsansatz ist vom sogenannten "Defizitmodell" dominiert, d.h., die Aufmerksamkeit und Für­sorge sind auf Mängel, Schäden, Probleme, Störungen, "krankmachende" Faktoren und dergleichen mehr gerichtet. Risikogruppen werden definiert.

Dazu supplementär entwickeln sich heute Ansätze, welche die Aufmerksamkeit ins­besondere auf gesunde Anteile eines sozialen Systems und/oder des Kindes selbst fokussieren. Der Bereich der – nun auch gesetzlich definierten – "Gesundheitspsychologie" ist aufgefordert, diese (vorhandenen) Ressourcen, protektiven Faktoren und andere brachliegende gesundheitsfördernde Instrumentarien best­möglich koordiniert zu nützen; also präventiv wirksam werden zu lassen.

Setzen frühzeitiger Maßnahmen

Es gilt Einfluss darauf zu nehmen und im idealen Falle zu verhindern, dass weiterhin der Großteil kindlicher Störungen sich seinen Weg vorbei an ebendiesen Res­sourcen bis ins Jugend- und/oder Erwachsenenalter bahnen kann. Später können oft nur mehr psychiatrische Störungen diagnostiziert und behandelt werden. Um dem frühzeitig und effektiv entgegenzuwirken, ist es notwendig, ein Bündel von Maßnahmen zu setzen, in dem beide Ansätze – das defizitorientierte und das ressourcenorientierte Modell – integriert sind und hilfreich verbunden werden können.

So erscheint am sinnvollsten, Risi­kogruppen aus Kindergarten- und Volksschulkindern nach den Prinzipien des ressourcenorientierten Modells unter Einbeziehung des Gesamtsystems zu betreuen. Durch das Setzen früh­zeitiger Maßnahmen soll die Ausweitung von – noch geringfügigen – Lern- und Verhaltensschwierigkeiten zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen (und Sekundärproblemen) aufgewogen werden. Es gilt, brachliegende Ressourcen nutzbar zu machen!